
Wer darf bestätigen, ob Unternehmen tatsächlich nachhaltig agieren oder ob in den Berichten Greenwashing betrieben wird? Die nationale CSRD Umsetzung in Deutschland bringt in dieser Frage leider jede Menge Probleme für Unternehmen. Lesen Sie mehr dazu im neuen #RestartThinking Blog.
Deutschland hat es geschafft und vor der Sommerpause das nationale Umsetzungsgesetz für die CSRD, die europäische Nachhaltigkeitsberichtspflicht, beschlossen. Die europaweite Richtlinie gilt für Unternehmen, die zwei der drei Kriterien erfüllen:
Mit der CSRD gilt nun erstmalig ein einheitlicher Berichtsstandard (ESRS) um die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Unternehmen zu bewerten. Das ist die gute Nachricht, denn bis dato konnte mal den Standard frei wählen und die Vergleichbarkeit war nicht wirklich gegeben.
Das FDP geführte Justizministerium hat allen Ernstes die Position der Big Four weiter verfestigt. Die Big Four sind die Unternehmen Deloitte, EY, KPMG und PwC. Im deutschen Gesetzesentwurf wurden ausschließlich Wirtschaftsprüfer mit der Kontrolle und Bestätigung der Nachhaltigkeitsberichterstattung beauftragt. Dabei sind die genannten Unternehmen federführend und räumen einen Großteil der Aufträge ab. Das führt zu folgenden Konsequenzen:
Was mich persönlich an diesem Konstrukt in Deutschland am meisten stört, ist, dass besonders die großen Player viele Kunden beim Thema Nachhaltigkeit beraten und auch als Wirtschaftsprüfer tätig sind. Die Big Four betonen zwar mantraartig, dass das Beratungs- und Prüfgeschäft organisatorisch getrennt ist. Es bleibt aber ein fahler Geschmack.
Gerade im Nachhaltigkeitsbereich und den dafür nötigen Geschäftsprozessen (Governance) sind die Big Four in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten nicht gerade positiv aufgefallen.
Was mich an dem Konstrukt stört:
Die genannten Unternehmen und weitere Big Player der Beraterbranche (McKinsey, BCG, Bain) waren jahrelang maßgeblich beteiligt, möglichst billige Lieferketten und Produktionsnetzwerke zulasten unserer Umwelt und der Menschen selbst aufzubauen. Jetzt machen sie Werbung für nachhaltige, also umwelt- und sozialgerechte Strategien, Prozesse und deren Umsetzung.
Ein weiteres wesentliches Problem in den großen Beratungsunternehmen ist das noch immer gültige „Up or out“ Mantra. Als Berater:in muss man immer weiter machen, ständig akquirieren, Tage verkaufen (auch wenn es für die Kund:innen nicht sinnvoll ist) – sonst ist man raus. Das führt oft zu sinnlosen Projekten oder Leistungen bzw. benötigt häufig mehr Zeit als eigentlich nötig.
Kurzum, die eigentlich Haltung der beratenden und prüfenden Unternehmen und der Anspruch an Nachhaltigkeit passen nicht unbedingt zusammen.
Der Bundesverband Nachhaltig Wirtschaften (BNW) hatte sich, genau wie viele weitere Verbände, mehrfach für die Öffnung des Prüfmarkts stark gemacht. Damit sollten neben den Wirtschaftsprüfer:innen auch qualifizierte Umwelt- und Nachhaltigkeitsprüfer:innen berechtigt sein.
Der BNW und andere versuchen eine offene, parlamentarische Debatte zur CSRD nochmals anzustoßen um eine Verbesserung der Situation zu erreichen. Der BNW fordert die konsequente Umsetzung:
„Die CSRD ist ein Meilenstein für eine transparente Nachhaltigkeitsberichterstattung. Eine Verwässerung würde die Glaubwürdigkeit der deutschen Nachhaltigkeitspolitik untergraben – was gerade angesichts der Fortschreibung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie absurd wäre“,
unterstreicht BNW-Geschäftsführerin Katharina Reuter.
Ein Satz ist mir aus den BNW Unterlagen besonders in Erinnerung geblieben:
Statt ständig die Wirtschaft von gestern zu verteidigen, müssen wir endlich damit beginnen uns für die Wirtschaftsmodelle der Zukunft stark dazu machen.
Dafür setzen auch wir uns ein.
#RestartThinking
Veränderung. Denken. Können.
Herzliche Grüße
Marlene Buchinger
Die Autorin:
Marlene Buchinger, MSc.
Expertin für Klimatransformation und Nachhaltigkeit, Projektentwicklerin und Problemlöserin
Wir von RestartThinking sind spezialisiert auf Strategie-, Prozess- und Klimatransformation. Mit mehr als 15 Jahren internationaler Erfahrung im Bereich Erneuerbare Energie und Projektmanagement stehe ich Ihnen als Sparringpartnerin zur Verfügung und entwickle nachhaltige und effiziente Prozesse.